Der letzte Impuls

Im Verein geht es rund. 2 Tage nach der Niederlage gegen Leverkusen wird der bisherige Cheftrainer Verbeek beurlaubt. Die Nerven der Fans liegen blank, es wird versucht eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, der Großteil schreit „Bader raus“ und viele wären lieber mit einem Verbeek in die 2. Liga gegangen.

Der richtige Schritt?
In meinen Augen war eine Entlassung Verbeeks unumgänglich. Die letzten Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Aus den letzten 9 Spielen nur einen Sieg, mit dieser Punkteausbeute wären wir gnadenlos gen 2. Liga marschiert. Aber wie viel Schuld hat daran der Trainer? Ist er nur das Bauernopfer eines schlechten Kaders?

Als häufigstes Argument wird immer wieder unsere Verletzenmisere genannt. Das ist mit Sicherheit ein Grund, warum das offensive Spiel, welches Verbeek praktiziert, gescheitert ist. Mit fitten Spielern wie Ginczek, Chandler, Hasebe, Petrak, Nilsson und Stark ist sein System, zumindest mit einigen der Auswahl, gut gemacht worden. Wer erinnert sich nicht an das Spiel gegen Hoffenheim, wo nach dieser miserablen Hinrunde der Gegner überrannt und aus dem Stadion geschossen wurde?

In Berlin hat sein System, zumindest zeitweise, auch funktioniert. Die ersten 20 Minuten gegen Bayern waren bockstark und machten das Max-Morlock-Stadion zu einem Hexenkessel. Aber dieses Spiel gegen die roten Münchner war der Knackpunkt. Die Verletzungen von Ginni und Channi konnten nicht verkraftet werden. Die nachfolgenden Siege waren in meinen Augen Glücksprodukte. Das Spiel in Augsburg war ausgeglichen, das Glückspendel schlug zu unserer Seite aus. Gegen Braunschweig genügten 2 Minuten, um einen wehrlosen, aber besseren, Gegner zu besiegen. Der Sieg gegen Stuttgart war nicht der Tatsache geschuldet das wir so gut waren, sondern das der VfB so schlecht und unfähig war.

Sieht man die „Endspiele“ gegen die direkte Konkurrenz, kommt man zu einem desaströsen Ergebnis. Es wurde verpasst in diesen Spielen zu punkten. Weil das System nicht funktionierte und es Schwachstellen gab. Ein Angha ist leider kein Chandler-Ersatz und wirkt, aktuell, überfordert. Dazu mussten die Gegner nur warten bis sie zu ihren Chancen kamen. Denn diese gab es. Der Trainer hat in diesen Fällen versäumt ein System zu entwickeln, welches vom vorhandenen Spielermaterial ausgeführt werden konnte.

Wer gewinnen will muss Tore schießen
Richtig. Wir mussten zu Beginn der Rückrunde gewinnen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Das wurde vollbracht. Aber Verbeek vergaß danach zu punkten. Er wollte keine Unentschieden. Mit 2-3 Remis mehr würden wir am direkten Klassenerhalt kratzen, aktuell ist die Relegation das höchste der Gefühle. Diese wäre aber mit der bekannten Sturheit von Verbeek nicht mehr zu erreichen gewesen.

Wir hätten in den letzten 3 Saisonspielen keinen Punkt mehr geholt, da das System des Trainers nicht zu 100% umgesetzt werden konnte. Der Abstieg wäre nicht zu vermeiden gewesen.

Lieber 2. Liga mit Verbeek
Es gab im Verein Gespräche über eine Zusammenarbeit zum Saisonende hinaus. Viele Fans wären diesen Weg mitgegangen. In der 2. Liga. Gegen Vereine wie Aue, Heidenheim und Sandhausen. Eine Vision, welche bis auf 2 Spiele nicht funktionierte, brachte Fans zum träumen. 2 Spiele, in denen das System von Verbeek funktionierte (Hoffenheim 90min, Hannover 45min, Bayern 20min und den Rest gegen Berlin) haben viele Fans verblendet. Offensiver Fußball ist schön und gut, brachte uns aber keine Punkte.

Hätte es eine Garantie gegeben, dass dieses System in Liga 2 funktioniert? Nein. Aber ich bin der Meinung, es hätte nicht funktioniert. Mit qualitativ schlechteren Spielern wären wir untergegangen. So wäre eine logische Schlussfolgerung in meinen Augen, dass der Trainer voraussichtlich nach 5 Spieltagen gegangen worden wäre, wenn der Erfolg ausgeblieben wäre.

Dann hätte man einen Kader der auf das System des Trainers ausgerichtet wäre und eine Sommerpause wäre verschwendet worden. Das wäre gefühlt die 2. in Folge gewesen. Da die einzige Mission in Liga 2 der direkte Wiederaufstieg wäre, steht außer Frage. Der 1. FC Nürnberg kann es sich leisten, über 2-3 Jahre in der 2. Liga zu spielen. Es wäre uns wie den 60ern aus München oder, im schlimmsten Fall, wie Duisburg ergangen, die in die 3. Liga mussten. Das Loch in den Finanzen wäre wieder angewachsen.

Der 1. FC Nürnberg benötigt die 1. Liga. Wir haben schon den Anschluss an Vereine wie Mainz, Freiburg und, leider Gottes, auch Augsburg verloren. Um noch irgendeine Rolle im Fußballgeschäft zu haben, müssen wir Bundesliga spielen.

Das Konzept war vielversprechend, allerdings geben die letzten Ergebnisse ein vernichtendes Urteil ab. Zu einer anderen Zeit wäre Verbeek sicherlich besser dran gewesen. Dann hätte man auch einen Meyer-Vergleich ziehen können. So wird er wohl nur als erfolgloser Trainer in die Geschichte des 1. FC Nürnbergs eingehen.

Ich wünsche ihm alles Gute für seine berufliche Zukunft.

Mit PhantomPrinzen zum Klassenerhalt
U23-Trainer Prinzen wird zusammen mit Marek Mintal die letzten Bundesspiele bestreiten. Ein logischer, wie auch verständlicher Schritt. Auch wenn es wieder eine interne Lösung ist, die Installation eines Feuerwehrmanns wäre nicht möglich gewesen. Daher macht der Schritt Sinn.

Ob die beiden das Ruder rumreißen werden, steht in den Sternen. Allerdings, behaupte ich, wissen beide was für eine Qualität der Kader hat. Sie können realistisch einschätzen, welches System gespielt werden kann. Eine Verbesserung zu Verbeek. Sollte am Ende dennoch der Abstieg stehen, habe man zumindest nochmal einen Impuls gegeben und sich nicht kampflos mit der 2. Liga abgefunden.

Einfluss der Spielermafia
In Nürnberg halten sich seit Jahren hartnäckig die Gerüchte, einige „Führungsspieler“ hätten zu viel Einfluss auf das Management. Ein Name, der immer gerne fällt, ist Raphael Schäfer. Ob das Gerücht stimmt, das weiß wie immer keiner.

Allerdings kann ich mir sehr gut vorstellen dass die Meinung des Kapitäns bzw. des Mannschaftrates gerne gehört wird. Diese können die aktuelle Stimmung in der Mannschaft wiedergeben. Ich denke nicht, dass ein Schäfer zum Management rennt und sich über den Trainer auslässt. Ich denke eher, dass Martin Bader auf Schäfer und den Rest des, von Team gewählten, Mannschaftrates zugegangen ist. Einfach, um die aktuelle Lage der Spieler zu haben.

Vor dem Spiel gegen Leverkusen gab es der Presse nach die Absprache, mit einem defensiveren Konzept zu spielen. Dieses wurde in der Halbzeitpause von Verbeek überworfen. Damit lässt sich der lustlose bzw. blutleere Auftritt in der 2. Halbzeit erklären.

Ich denke die meisten Spieler des 1. FC Nürnbergs können ihr Talent einschätzen. Sie können sicherlich auch einschätzen, zu was sie im Kollektiv in der Lage sind. Daher gehe ich davon aus, dass sich der Mannschaftsrat gegen Verbeek ausgesprochen hat, da alle Spieler mit seinem Konzept den Abstieg gesehen hätten.

Fußball ist natürlich auch eine Kopfsache. Absprachen umzuwerfen, welche 45min gut funktionierten, ist nicht schön. Daher denke ich auch, dass durch das Konzept des Trainers mit den Misserfolgen zu einer gewissen Blockade geführt habe. Diese muss allerdings jetzt gelöst sein. Auch die Mannschaft steht in der Bringschuld!

Bader raus!
Die sozialen Medien sind voll von diesen Sprüchen. Die Fans sind geblendet von einem möglichen Konzept, endlich attraktiven Fußball zu spielen, und sehen jetzt die Gefahr das wir auf Jahre wieder den defensiven, die-Null-muss-stehen Fußball sehen. Daher fordern sie den Kopf vom Verantwortlichen.

Allerdings vergessen sie, was Martin Bader für uns geleistet hat. Er hat aus einem Schuldenverein einen seriösen Verein gemacht. Er hat die Finanzlage erkannt und behoben. Dafür müssen wir ihm dankbar sein. Das dann, bei den vielen Aufgaben die Bader hat, das ein oder andere schief geht müssen wir ihm einfach verzeihen.

Allerdings sind die letzten 10 Jahre kein Freifahrtsschein. Der Verein muss sich kritisch mit Bader auseinander setzen, ob er bei den vielen Aufgaben nicht doch leicht die Prioritäten falsch einordnet. Daher finde ich es in Ordnung, wenn sich die Fans einen Sportdirektor analog zu Reuter in Augsburg wünschen. Ich wünsche mir dies auch.

Ich attestiere, natürlich aus der Ferne, dass Martin Bader manchmal das Fingerspitzengefühl fehlt, das im Fußball nötig ist. Vor allem, da er kein ehemaliger Spieler ist. Daher finde ich es wichtig, jemanden im Verein zu haben der Bader entlasten und sich rein auf der sportliche konzentriert. Das wäre ein Konzept, welches unserem Verein den nächsten, wenn auch kleinen, Schritt bringt.

Außerordentliche Mitgliederversammlung
Als ich die erste Meldung diesbezüglich gelesen hatte, kam ich aus dem Lachen nicht heraus. Einfach, weil der Zeitpunkt so falsch ist. Diese Aktion ist von den Emotionen getrieben, welche den Fußball zwar schön machen, allerdings nüchtern betrachtet derzeit nur einen Schaden verursachen wird.

Ich finde es wichtig, dass in diesem Verein die Mitglieder ein Stimmrecht haben. Dafür sind wir ein eingetragener Verein und keine GmbH wie der Großteil der Liga. Allerdings wird, sollte diese Versammlung stattfinden, es in einem Trauerspiel enden.

Die Mitgliederversammlung würde nach der Saison stattfinden. Dort sind wir, falls alle Stricke reißen, abgestiegen. Im Worst Case nach Relegationsspielen gegen Fürth. Die angestaute Wut über den Saisonverlauf würde die ganze Veranstaltung zu einer Farce werden lassen. Danach könnte man die ganze Sommerpause herrlich über den 1. FC Nürnberg lachen.

Dazu kommt, dass viele, die jetzt die notwendigen Anträge für diese Mitgliederversammlung unterschreiben, am Abend der Veranstaltung nicht anwesend wären. Da will man über die Presse und sozialen Netzwerke das Donnerwetter heraufbeschwören und wird am Ende zur Lachnummer. Einen anderen Ausgang kann ich mir leider nicht vorstellen.

Dennoch finde ich das Konzept der Veranstaltung sinnvoll. Es muss, als Fan, immer kritisch hinterfragt werden, da sonst eine eventuelle “Betriebsblindheit” im Verein entsteht. Allerdings bitte sowas in Ruhe, mit sinnvollen und nötigen Themenpunkten breit in der Fanszene kommunizieren und nicht von heute auf morgen fordern, aber dann am Stichtag selbst nicht in die Potte kommen.

Die Zukunft
Natürlich stehen wir weiterhin auf Platz 17. Natürlich spricht aktuell alles gegen uns. Aber die Chance ist noch da! Und bei mir mittlerweile auch wieder Hoffnung. Wir schaffen den Klassenerhalt, notfalls über die Relegation. Punkt!

Die Trainersuche stellt den Verein vor eine neuerliche Herausforderung. Es muss abgewogen wer zum Verein passt, wer mit dem vorhanden Spielermaterial (nicht nur Top-11, sondern allen 20-24 Spielern) sich zutraut das Saisonziel, egal ob Aufstieg oder erneuter Klassenerhalt, zu erreichen. Dementsprechend müssen auch die weiteren Transfers getätigt werden.

Ebenso müssen einige Spieler hinterfragt werden. Spieler, die, aktuell und in Zukunft, keine Perspektive mehr haben, müssen abgegeben werden und durch gleichwertige Spieler ersetzt werden. Die nächsten Wochen werden sicherlich nicht langweilig beim Glubb.

Alles für den Klassenerhalt!

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