Spielbericht – 19. Spieltag 2012/2013

Bei Spielen in Dortmund sagt einem der gesunde Menschenverstand das wir nicht viel holen werden. Immerhin warten wir seit 1990 auf einen Sieg im Westfalenstadion. Dennoch reisen viele Glubberer jeden Mal mit der Hoffnung an doch irgendwie ein Pünktchen zu entführen. So auch dieses mal. Und wieder fuhr man die 440km ohne Punkte nach Hause. Scheiße. 

Das Spiel begann mit einer Choreo zum 10 jährigem Bestehen der Freundschaft zwischen den Ultragruppierungen von Nürnberg und Schalke. Schönes Bild und es war auch viel Rauch im Spiel. Schalke unterstützte uns mit rund 250 Mann. Schalke und der FCN!

Das Spiel mit einer anderen Formation als noch gegen Hamburg. Kiyotake und Feulner spielten diesmal von Beginn an, ebenso war Nilsson wieder gesund und konnte mit Klose die Innenverteidigung bilden. Es gab auch eine offensivere Ausrichtung, aber ebenso wie im Hinspiel wurde der Dortmunder Hummels manngedeckt. Es gab in den ersten 15 Minuten ein paar schöne Kombinationen zwischen Kiyotake und Gebhart zu bestaunen.

Pekhart dann mit der Rießenchance uns in Führung zu bringen. Als Mittelstürmer muss er den allerdings machen. Weidenfeller hält leider, aber Pekki stochert nach und wird dann in meinen Augen elfmeterwürdig von Santana gefoult. Sah der Schiri leider nicht so. Feulner dann im selben Angriff nochmal mit Wucht, aber wieder dieser Weidenfeller im Weg.

Und dann die 16. Minute: Laufduell von einem Dortmunder und Gebhart. Gebhart klammert im 16er kurz, der Dortmunder fällt gefühlt ne halbe Stunde später und es wird doch Elfmeter gepfiffen. Leider zu Unrecht. Schäfer werde ich in meinem Leben wohl keinen Elfmeter mehr halten sehen. Kuba verwandelt sicher und bringt den BVB in Führung.

Und danach ging es bergab. Angriff Dortmund, Chandler klärt, allerdings in die Beine eines Dortmunders. Flügelwechsel, Pinola steht nicht am Mann, Klose und Balitsch mit klarem Stellungsfehler und Kuba macht noch eine Bude. In Dortmund liegt man 2:0 zurück, da geht nichts mehr.

Feulner hatte irgendwann in der 38 Minute noch die Chance den Anschlusstreffer zu markieren, verzog allerdings vollkommen. Und das wars eigentlich mit unseren offensiv Aktionen. Das Spiel war von unserer Seite irgendwie auf Ergebnis halten ausgelegt.

In der 2. Halbzeit musste dann Schäfer einige Mal retten. Hinzu kamen von uns immer mehr Fehlpässe, die den Dortmunder in die Karten spielten. In der 88. Minute wurde Schäfer dann doch noch überwunden und Lewandowski konnte den 3:0 Endstand markieren. Verdient, vielleicht ein Tor zu hoch. Wird halt nichts mehr mit Punkten in Dortmund.

Im Allgemeinen fiel mir auf, das die Mannschaft viel Offensiver agieren soll, als sie es noch unter DH tat. Statt ewig den Ball zwischen Verteidigung und Torwart zirkulieren zu lassen, wird jetzt versucht schnell nach vorne zu spielen. Warum allerdings nicht versucht wurde nach der Halbzeitpause mit einem Mak doch noch irgendwie was zu versuchen, versteh ich nicht.

Dessen Einwechslung, ebenso wie die von Frantz und Polter gegen Ende des Spiel brachte nichts. Da war der Käse schon gegessen. Warum Balitsch und Pinola im Moment noch einen Platz in der Startelf verdienen, versteh ich auch nicht. Beide stehen im Moment neben der Spur, besonders über Pinolas Abwehrseite laufen einige gefährliche Angriffe der gegnerischen Mannschaft.

Für Balitsch für ich lieber einen Feulner auf der Doppel-6 sehen, allerdings agierend als 8er. Feulner war auf der rechten Mittelfeldseite nicht zu gebrauchen, seine guten Spiele für Nürnberg machte er in der Zentrale. Warum Mak nach der guten Leistung gegen Hamburg auf der Bank platz nehmen musste war auch nicht schlüssig. 

Das wir gegen Dortmund nichts holen würden war klar, das der Glubb allerdings so harmlos agierte hatte ich nicht so erwarten. Der Trainerwechsel bringt (im Moment) noch keinen Vorteil, außer das die Heckingsche Tugend (Defensiv gut stehen mit viel Ballbesitz) vernachlässigt wird, zu Opfern der (gewünschten) Offensiveren Ausrichtung von Michael Wiesinger. Mal sehen wie das in den nächsten Spielen wird.

SCHALKE UND DER FCN!

Jenö Konrad, Franz Salomon und der Club

Der 1. FC Nürnberg hat am Dienstag, den 22.01.2012 um 19:00 Uhr in die Turnhalle am Valznerweiher geladen, um ein dunkles Kapitel seiner Geschichte aufzuarbeiten. Kurzer Rückblick wie es dazu kam: Die Ultras Nürnberg hatten zum Derby gegen die Roten Münchner eine wunderschöne Choreo über die komplette Nordkurve gezeigt, die das Konterfei von Jenö Konrad zeigte, die mit dem Spruch “Der Club war der erste. Und muss der erste werden.” abgerundet wurde. Der Verein zeigte sich begeistert, selbst die Regionalepresse sprang auf den Zug auf und lobte die sonstigen “Taliban der Fans” (O-Ton Maischberger). 

Und so kam dem Verein die Idee, zu einer Veranstaltung zu laden die neben Jenö Konrad auch alle im Zuge des Nationalsozialismus rausgeworfenen Mitglieder gedenke. Damit will der Verein den Anfang machen um seine 113jährige Geschichte aufzuarbeiten. Dafür wurde extra die Tochter von Jenö Konrad, Evelyn Konrad, aus New York einzufliegen.

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Rund 300 Fans und Gästen waren dem Aufruf gefolgt, wobei es bei besseren Wetterverhältnissen wohl mehr geworden wären. Unter den Anwesenden war ein Teil der Mannschaft (Simons, Cohen, Chandler, Pinola, Balitsch sowie das Trainer Team Wiesinger und Reutershahn), ein Teil des Aufsichtsrates, der Alt-Präsident Michael A. Roth und der Pokalsieger-Trainer Hans Meyer. Und jene konnten den schönen Aufbau der Veranstaltung sehen. Auf Riesentafeln war das Spruchband der Choreo zu sehen und in der Mitte prangerte eine Riesen Leinwand. Mit kleiner Verspätung eröffnete Martin Bader die Veranstaltung und bedankte sich bei allen anwesenden und besonders bei Evelyn Konrad. Danach übernahm Katharina Wildermuth das Ruder und von dem Staatstheater-Schauspieler Michael Nowack wurde als erstes der Ausschlussbrief vorgelesen, den jüdische Mitglieder erhielten. 

Danach kam der Club-Archivar Bernd Siegler aufs Podium und erzählte einige interessante Anekdoten zum 1. FC Nürnberg in der NS-Zeit. So war der Glubb einer ersten Vereine, der jüdische Mitglied ausschloss. Auch gab es ein Treffen des Süddeutschen Fußballverbandes, bei welchem Beschlossen wurde das es keine jüdischen Mitglieder in der Mannschaft oder den wichtigen Positionen im Verein geben soll. Ebenso erfuhr man, das die Siegesfeiern der Meisterschaft 1936 und der Pokalsiege 1935 und 1939 von der NSDAP ausgerichtet und so für ihre Propaganda-Zwecke genutzt wurden. 

Danach kam der Hauptteil des Abends, Evelyn Konrad betrat das Podium und verzauberte alle Anwesenden. So hat sie mit 77 (!) Jahren ihr Jura-Studium abgeschlossen und arbeitet in New York als Rechtsanwältin. Bernd Siegler erzählte wie 1996 der Kontakt zu Evelyn entstand. Es folgte ein langer Film über Jenö Konrad, der seine Karriere und seinen Weg beleuchtete. So erfuhr man das bei der USA Tour des Glubbs 1955, beim Spiel gegen FC Sunderland in New York, Jenö Konrad vor Ort war und nochmal “seinen” Glubb sah. Danach schrieb er einen Brief an die Vereinsleitung in der er sich für 23 schöne Monate in Nürnberg bedankte.

Evelyn Konrad erzählte von der Odyssee nach der Flucht aus Nürnberg und wie der Fußball ihnen immer wieder Unterschlupf brachte. Auch bei der Auswanderung in die USA konnte Vati, wie sie ihn immer liebevoll nannte, nur Dank seines Trainer-Jobs auf das Schiff einer Einzelperson. Die Anekdote wie Evelyn als kleines Kind mit ihrem Vati in dessen Auto durch die Stadt fuhr und ihnen viele Buben hinterherrannten um ein Autogramm vom Trainer zu erhalten. Alles sehr liebevoll und interessant erzählt von Evelyn.

Christian Mössner von den Ultras Nürnberg nahm dann auf dem Podium Platz und sollte etwas zu der Choreo erzählen. Als erstes folgte aber das Video der videocurvanord:

Danach erzählte Mössner wie die Idee zur Choreo entstand und das man rund 8 Wochen daran arbeitete. Mössner fragte dann auch ob Evelyn ihren Vati auf dem Konterfei erkannt hätte, diese Antworte das es gut war den Namen drunter zu schreiben. Danach kam der Abend zum Ende, aber es wurden noch Jenö Konrad zum Ehrenmitglied ernannt und eine Gedenktafel zum Gedenken der 1933 ausgeschlossenen jüdischen Mitglieder enthüllt. Evelyn erzählte dann noch wie bescheiden ihr Vati war, aber sie wäre nicht so und fragte ganz frech ob sie auch Mitglied beim Club werden dürfte. Natürlich bejahte Martin Bader diese Frage.

Mit dem Motto “Der Club – Fußballkultur seit 1900” wurde der Abend beendet. Nach rund 1,5 Stunden ging ein kurzweiliger, aber hochinteressanter Abend zu Ende. Man kann stolz sein auf einen Verein, der seine Geschichte versucht aufzuarbeiten.

Der Club war der erste. Und muss der erste werden.

Links:
FCN.de: Nürnberg Ultras erinnern an Jenö Konrad
FCN.de: Evelyn Konrad durchflutete das dunkle Kapitel mit Licht 
NZ: Arrangement mit den braunen Machthabern
NN: Wie eine 84-Jährige den Club verzaubert
Nordbayern.de: Der 1. FC Nürnberg demonstriert Geschichtsbewusstsein
BR: Club rehabilitiert jüdische Ex-Mitglieder
AZ: Der Club und seine Vergangenheit
BR: Verein mit Vergangenheit 
ClubTV: Veranstaltung Evelyn Konrad
Kurvenfunk Sendung

Spielbericht – 18. Spieltag 2012/2013

Es gab wahrlich schöneres was man sich hätte vorstellen können als an diesem kalten Sonntag ins Max-Morlock-Stadion zu pilgern. Aber jeder konnte der Kälte irgendwie strotzen, so das immerhin 42601 Zuschauer den Weg fanden, inkl. einer stattlichen Anzahl von Hamburgern, trotz der beschissenen Terminierung.

Und was wurde vor dem Spiel geredet. Ist Wiesinger bereit? Ist die Bundesliga nicht zu eine Nummer zu groß? Sind wir neben Fürth nicht schon der sichere Absteiger? Alles Gerede. Taten müssen folgen. Und so begann Wiesi in seinem erstem Spiel mit einer sehr überraschenden Aufstellung. Nachdem Nilsson erkrankt kurzfristig fehlte, musste Simons zum zweiten Mal in dieser Saison in der Innenverteidigung aushelfen. Dafür rückte Cohen ins defensive Mittelfeld. Und auf den Außenbahnen sollten Esswein und Mak für Zug sorgen. Dafür musste Kiyotake auf der Bank Platz nehmen.

Und in der ersten Halbzeit sollte der Glubb spielbestimmend sein. Vorallem Mak gefiel mir hier, der immer wieder für Druck auf der Außenbahn sorgte, stellenweise aber auch viele Trara mit dem Ball machte und so manchen Vorstöße unnötig den Wind aus den Segeln nahm. Und auch dieser Mak war es, der kurz vor dem Pausentee die Rießenchance zum 1:0 hatte, aber den Ball leider am Tor vorbei brachte. Mit wenig Highlights ging es dann in die Pause.

Und diese haben vorallem die Hamburger genutzt. Mit mehr Schwung und mehr Zug war der HSV jetzt am Drücker. Und wie. Vorallem über die Außen kam Hamburg stellenweise frei zum walten, was sich verschlechterte als Chandler verletzungsbedingt den Rasen verlassen musste und für ihn Feulner die Rechte Außenverteidiger einnahm. Immer wieder über rechts konnte Hamburg flanken wie sie wollten. Und so war es nur eine Frage der Zeit bis sie das erste Tor 2013 im Max-Morlock-Stadion schießen. Flanke über rechts, war der bisher dahin untergetauchte Rudnevs, durch leichtes Schubsen, frei vor Schäfer zum Anlass nahm seinen Torinstinkt unter Beweis zu stellen.

Die Wiesinger-Premiere schon als gescheitert gesehen, als der Glubb doch nochmal Druck machte. Gebhart an der Torauslinie kommt frei zum flanken und Pekhart steht da wo ein Stürmer stehen muss. Ausgleich. Aber die Druckoffensive sollte nur von kurzer Dauer sein. Hamburg wollte mit 3 Punkten heimfahren. Hier kann man sich nur bei Schäfer auf einmal dem Pfosten bedanken das wir doch noch einen Punkt holten.

Es war kein gutes Spiel. Der frische Offensivwind den Wiesinger prophezeite konnte man stellenweise erahnen, immerhin wurde der HSV früher unter Druck gesetzt. Das sich noch die Feinheiten einspielen müssen ist klar. Wir haben nen Punkt mehr und das zählt.

Freitag gehts zum Deutschen Meister, welche die Bremer einfach mal 5:0 wegzockten. Alles außer einer Niederlage wäre überraschend, aber manchmal ist auch der Glubb eine Wundertüte.